Dada hat nicht nur die Kunst, sondern auch das Design revolutioniert. Die Erfindung des Ready Mades, der Assemblage und der Collage stellten das Kunstverständnis auf den Kopf und potenzierten grundsätzlich die Gestaltungsmöglichkeiten. Das kommt wohl daher, dass viele Dadaisten nicht nur Künstlerinnen und Künstler, sondern auch Designerinnen und Designer waren.
Das heutige Cabaret Voltaire gibt es dank einer Besetzung des Hauses durch Künstler im Jahr 2002. Seit seiner Eröffnung 2004 befasste es sich bis 2012 nicht nur mit der Dokumentierung von Dada, sondern auch mit der Frage, mit welchen Mitteln und Strategien heute die Kunst und Gestaltung revolutioniert werden könnten. Eines der Projekte, dem dieses Potential zugesprochen werden kann, heißt „MacGhillie“ und stammt von der konzeptionell arbeitenden Künstler- und Aktivistengruppe knowbotiq.
Knowbotiq beschäftigt sich schon länger mit Tarnung, mit Einnisten, mit Präsenz nicht einordnen können, mit Aneignung, Un-/Sichtbarkeit und Hyperaffirmation. Als sie für das Cabaret Voltaire ein postdadaistisches Projekt entwickeln sollten, fanden sie bei Recherchen im Internet den Ganzkörpertarnanzug MacGhillie. In einer ersten Stufe schickten sie Schauspieler ohne jegliche Anleitung in diesen Anzügen in die Stadt und beobachteten, was dabei geschah.
In einer zweiten Stufe legten sie einen MacGhillie-Anzug in eine Kiste in einem Hinterhof in Zürich. Nun war er für das Publikum frei zugänglich. Alle Interessierte konnten nun einen solchen Anzug ausleihen; wieder ohne jegliche Anleitung. Seither verselbständigt sich das Projekt. Wenn jemand wissen will, wer MacGhillie ist, wie „Es“ denkt, fühlt und sich bewegt, kommt er oder sie nicht darum herum, sich diesen Anzug überzuziehen und raus zu gehen. Alles wird zur Bühne und alle gestalten diese Kunstfigur mit. Die Rezipienten werden zu Akteuren und die eigentlichen Urheber verschwinden. MacGhillie ist eine unkontrollierbar gewordene Opensource-Work in Progress.
Philipp Meier: Nach der Berufslehre zum Landschaftsgärtner arbeitete Philipp Meier sieben Jahre im Garten- und Landschaftsbau und war zuletzt in einem mittelständischen Unternehmen Bauführer und Abteilungsleiter. Anschliessend studierte er an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign Bildende Kunst und arbeitete daneben und danach als Clubkurator und Programmleiter in diversen Partylokalen.
Zuletzt leitete er acht Jahre das damals neu eröffnete Cabaret Voltaire, ein Ausstellungs- und Veranstaltungslokal mit Shop und Cafébar. Aktuell arbeitet Philipp Meier als Social Media & Community Redaktor und Content Curator beim Newsportal watson.ch